Rammstein III: Wie viele Frauen braucht man für eine glaubwürdige Anklage?

Antwort: Keine. Weiß doch jeder, dass nur Männer glaubwürdig sind.

Im islamischen Recht, der Scharia, gibt es Vergewaltigung nicht als eigenständige Straftat, der Akt gilt als Ehebruch oder außerehelicher Geschlechtsverkehr. Dies schiebt die potentielle Schuld auf die Seite des Opfers, meist eine Frau, doch darum soll es hier nicht gehen. In der besagten Scharia muss eine Frau, die einen Mann der Vergewaltigung beschuldigt, entweder sein Geständnis oder – jetzt kommt’s – vier männliche Zeugen beibringen, die ihren Vorwurf bestätigen. Beides ist für das Opfer einer Vergewaltigung, die ja meistens nicht gut sichtbar in der Öffentlichkeit, sondern ohne Zeugen begangen wird, praktisch unmöglich. Doch auch darum soll es hier nicht gehen, genausowenig wie um Kritik am islamischen Recht, ich erwähne es nur der Vollständigkeit halber (und möchte hier keine rassistischen Kommentare über muslimisch geprägte Migranten lesen).

Das Netzwerk gegen sexualisierte Gewalt “Jede 7te” postete dazu auf Instagram ein erschütternd treffendes Bild.

In westlichen Ländern ist die Gleichbehandlung der Geschlechter dagegen gesetzlich verankert. Grundsätzlich sollte die Zeugenaussage einer Frau also das gleiche Gewicht und die gleiche Glaubwürdigkeit haben wie die eines Mannes. Dennoch konnte man in den Tagen seit dem Beginn der massiven Vorwürfe gegen Till Lindemann vor allem in den sozialen Medien gut verfolgen, wie viele Menschen (Männer?) genau das eben nicht finden. Dass das, was eine Frau, zwei Frauen, siebzehn Frauen sagen, nicht die gleiche Glaubwürdigkeit hat wie das, was ein (bekannter) Mann sagt.

Wie entsteht subjektive Glaubwürdigkeit, wenn es keine formalen Beweise gibt?

Seit Beginn der #MeToo-Bewegung beginnt es meist mit der Aussage einer Frau. One on one. Eine Partei sagt Schwarz, die andere Weiß. Aussage gegen Aussage. Ohne Möglichkeit, eine der Seiten prüfen zu können, stehe ich also vor einer unguten Patt-Situation, in der ich mich nur ganz subjektiv und spontan entscheiden kann, wen ich glaubwürdiger finde. Ich finde es nicht nur legitim, sondern im Sinne der Debatte sogar vorteilhaft, an dem Punkt noch gar nicht Partei zu ergreifen, sondern sich einfach zu informieren, wie es weitergeht.

Dann kommt eine zweite Frau mit ihrem Bericht, der die Aussagen der ersten Frau stützt. Dann noch eine Frau. Und noch eine. Alle Berichte sind in sich konsistent und stimmen in den Details miteinander überein. Das ist der Punkt, an dem nicht mehr Aussage gegen Aussage steht. Es ist nicht mehr one on one, sondern mehrere Frauen beschuldigen einen Mann teilweise fast wortgleich. Ich kann als Außenstehende zwar immer noch nicht prüfen, wessen Aussage stimmt, aber allein die Menge der betroffenen Frauen erhöht die Glaubwürdigkeit ganz ungemein. Und mit jeder Frau, die dazukommt, noch weiter. Denn ab einer bestimmten Menge von Opfern ist es für meine Entscheidung nicht mehr relevant, ob die Behauptungen der Frauen 7, 13 und 28 in allen Details belegbar sind.

Apropos Belege: In unseren digitalen Zeiten, in denen jede halbwegs digitalaffine Person flugs Screenshots von Gesprächsverläufen fälschen kann, ist für Außenstehende nicht leicht erkennbar, ob es sich um ein “Original” handelt. Aber auch hier gilt für mich: selbst wenn ein oder zwei Frauen aus welchen Gründen auch immer einen Screenshot gefälscht haben, halte ich die Wahrscheinlichkeit, dass alle Frauen jeden Screenshot gefälscht haben, für außerordentlich klein. Ziehen wir als kritische Geister also ruhig 30% von allen Anklagen ab oder für superkritische Geister 50%. Dann bleibt durch die schiere Menge an Frauen (ich glaube, die mediale Formulierung “Dutzende” gelesen zu haben) immer noch mehr als genug übrig, um die Beschreibung des Systems Lindemann für glaubwürdig zu halten. Einige der Frauen, die in den letzten Tagen mit Medien gesprochen haben, haben eidesstattliche Versicherungen über die Richtigkeit der gemachten Angaben abgegeben.

Für mich steigt also die Plausibilität von Vorwürfen mit der Menge von Menschen, die nach vorne treten und laut sprechen. Es ist schlichtweg eine Frage der Stichprobengröße, wenn mir die kleine biologische Analogie erlaubt ist. Die Ergebnisse, die ich mit einer Stichprobengröße von 5 herausbekomme, sind nicht so belastbar wie die, die ich mit einer Stichprobengröße von 373 bekomme. Ausreißer, falsch-positive und falsch-negative Ergebnisse können jede Deutung verzerren, weshalb es wichtig ist, so viele Proben wie möglich zu prüfen. Je mehr Proben, desto kleiner der verzerrende Effekt durch Fehler oder – um wieder zu Rammstein zurückzukommen – Fäschungen/fehlende Beweise.

Ich würde vermuten, oder hoffe zumindest, dass die meisten Menschen das ähnlich handhaben wie ich. Dass also die subjektiv empfundene Glaubwürdigkeit zunimmt je mehr Opfer sich melden.

Auftritt Katholische Kirche

Kehren wir noch einmal zurück zur Religion, diesmal dem katholischen Christentum. Über die letzten Jahre, beinahe Jahrzehnte gab es immer wieder Vorwürfe wegen systematischen Kindesmissbrauchs in der katholischen Kirche. Im Gegensatz zu dem Rammstein-Skandal waren dort aber nicht junge Frauen die Opfer, sondern Kinder, häufig Jungen, die als Messdiener oder Chorsänger tätig waren. In den meisten dieser Fälle haben die Opfer als Erwachsene ihr Schweigen gebrochen und die zum Teil Jahrzehnte zurückliegenden Fälle öffentlich gemacht. Es liegt in der Natur der Sache, dass sie ihre Vorwürfe nicht beweisen konnten. Die Vorwürfe waren schockierend, die Taten teilweise verjährt, die Beschuldigungen erfolgten teilweise in öffentlichen Zeitungsartikeln. (Disclaimer: Ich habe es nicht minutiös verfolgt, weil ich mit allen Monotheismen spinnefeind bin, ob sie nun Kinder oder Frauen vergewaltigen.)

Vorhaltungen, wie sie weibliche Opfer in vergleichbaren Situationen zu hören bekommen – “Warum hast Du nicht früher etwas gesagt? Kann ja so schlimm nicht gewesen sein!” – gab es kaum. Zu recht gab es sie kaum, denn Opfer sexueller Gewalt müssen Raum bekommen, frei und ohne Angst zu sprechen. Es geht mir nicht darum, hier den einen Missbrauch gegen den anderen aufzuwiegen – das geht auch gar nicht, weil bei Rammstein noch zu viel im Unklaren liegt. Mir geht es nicht um die vorgeworfenen Taten, sondern um die Reaktionen.

Auch wenn sich wegen der seit den Übergriffen vergangenen Zeit kaum direkte Beweise finden ließen, hat doch die schiere Menge an Berichten über systematischen Missbrauch in der katholischen Kirche zu einer Erschütterung des öffentlichen Vertrauens geführt. An der Aufarbeitung der Verbrechen verschluckt sich die Kirche bis heute und verliert dadurch täglich Mitglieder. Und das erscheint mir auch die richtige öffentliche Antwort zu sein: 1. Neutral bleiben, weiter verfolgen, 2. bei wachsender Anzahl Betroffener Position beziehen, 3. Täter/n Vertrauen entziehen.

Das alles hat zunächst einmal gar nichts mit Gerichtsurteilen zu tun, sondern nur mit öffentlicher Meinung. Wir alle sind ja Anhänger und Konsumenten von Institutionen, Marken, Schauspielern, Musikern, Politikern. Und unsere Haltung als Privatpersonen trägt mit dazu bei, ob die von uns Bewunderten Möglichkeiten zum systematischen Missbrauch bekommen. Und das ist viel mehr als einfach nur bei Twitter seine wie auch immer liegende Meinung herauszublubbern. Von unserer Bewunderung und unserem Vertrauen leben Missbrauchssysteme – unabhängig davon, ob es sich um justiziablen oder unethischen Missbrauch handelt. Deshalb ist Haltung auch unabhängig von Gerichturteilen wichtig.

Vier männliche Zeugen und eine Doppelmoral

Dennoch gab es in den sozialen Medien über die letzten Tage eine erschütternd große Zahl von Menschen (Männern?), für die die Anzahl der (weiblichen) Opfer gar keinen Unterschied zu machen schien. Die die Vorwürfe von 37 (willkürlich gewählte Zahl) Frauen genauso unglaubwürdig halten wie Vorwürfe von nur einer Frau. Und mehr noch: Nicht nur halten sie die Berichte von unzähligen Frauen für null und nichtig im Vergleich zu dem, was Rammstein so zu den Anschuldigungen sagen (“Alles unwahr, wir verklagen Euch!”). Sondern die von ihnen so lautstark herauskrakeelte Unschuldsvermutung gilt für diese Menschen (Männer?) nur für den beschuldigten Till Lindemann, nicht aber für die beschuldigenden Frauen. Von “Die Frauen sind alle Lügnerinnen” bis “Die machen das nur öffentlich, um Aufmerksamkeit zu bekommen” waren alle möglichen Beschuldigungen der Frauen dabei. Dass es sich um sexistische Doppelmoral handelt: geschenkt.

Dass die Stimmen von einer, zwei, dreizehn, siebenunddreißig Frauen nicht ausreichen, um bei diesen Menschen (Männern?) zumindest vorsichtige Zweifel an der Unschuld Till Lindemanns zu sähen, ist so vielsagend, dass mir hier das richtige Adjektiv fehlt, um meine Verachtung gegenüber diesen Menschen (Männern?) auszudrücken.

In einer Art unappetitlichem Plottwist las man in den letzten Tagen von Lindemann-Verteidigern oft, man solle sich doch lieber um sexuelle Gewalt durch muslimische Migranten kümmern, diese Gewalt sei viel schlimmer, verdammungswürdiger, was-auch-immer als das sexuelle Versorgungsnetzwerk um Till Lindemann. Hier schließt sich ein widerwärtiger Kreis, denn wir kommen dadurch zurück zur Scharia, unter der eine Vergewaltigung nur dann geahndet wird, wenn die Frau ein Geständnis oder vier männliche Zeugen beibringen kann. Weil ihre Stimme im Vergleich zu der eines Mannes weniger gilt.

Just in diese Überlegungen hinein veröffentlicht Zeit Online die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von Plan International Deutschland, nach der 33% junger Männer zwischen 18 und 35 es akzeptabel finden, eine Frau zu schlagen. 34% gaben zu, das sogar schon gemacht zu haben. Eine Aufschlüsselung nach kultureller Prägung, Stadt und Land oder Bildungsstand ist aus dem Artikel nicht ersichtlich. Aber es ist anhand der Zahlen überdeutlich, dass wir uns als freiheitliche Gesellschaft mitten in einem Backlash durch selbst-unsichere Männer befinden, die sich durch die feministischen Errungenschaften der letzten Jahre bedroht fühlen. Als Begründung für die Anwendung von Gewalt nannten die Männer nämlich “um den Frauen Respekt einzuflößen”.

Nein, Random Thomas und Random Ahmet, ihr wollt Frauen keinen Respekt einflößen, ihr wollt, dass Frauen Angst vor Euch haben. Dass sie wieder im Haus isoliert werden und ihre Stimme in der Öffentlichkeit kein Gehör findet (Stichwort vier männliche Zeugen).

Herzlichen Glückwunsch, Ihr seid beide Teil der rape culture.

Wenn Ihnen meine Texte gefallen, können Sie mich via Paypal oder mit einer bezahlten Mitgliedschaft ab 3 Euro bei Steady unterstützen, und mich damit sehr glücklich machen.

13 Kommentare

  1. Überzeugender Text, Meike, ich sage das auch, weil ich weiß, dass dich das Thema persönlich stark beschäftigt, mich übrigens auch. Du warst ja mal “Fan” dieser Band und es ist immer traurig, wenn man feststellt, was hier (höchstwahrscheinlich) hinter den Kulissen abgelaufen ist. Deine Analogie mit der Scharia finde ich “bahnbrechend”. Ich bezweifel aber, dass die “Lindemann-Apologeten” das akzeptieren werden…vergleichbar mit den Terror-Mullahs im Iran, die denken, sie würden in ihrer Frauenverachtung “gottgefällig” handeln und Gutes tun. Wenn Herr Precht nun sagt, dass “der Verzicht auf die Peniskanone der Übergang in ein entmaskulinisiertes Zeitalter sei und wir auf dem Weg in eine Feminismusdiktatur” seien, dann macht mich das sehr nachdenklich. Ein lockerer witziger Umgang zwischen Mann und Frau erscheint auch mir immer problematischer und komplizierter. Noch ein zweiter Aspekt: Bei den Lindemann-Apologeten fällt mir persönlich auf, dass viele (erkennbar an ihren Avatars bei fb) Putinfreunde, Grünenhasser und Männlichkeitsfanatiker sind, oft auch AfD-Sympathisanten. Teilst du meinen Eindruck, dass diese Anhänger bei Rammstein überrepräsentiert sind und vielleicht auch deshalb so reagieren?

    • Da ich keine Konzertgängerin bin und mein “Fantum” auch sonst eher für mich zelebriert habe, kann ich nichts über andere Rammstein-Fans sagen. Ich glaube aber, dass die Gruppe der Menschen mit Überschneidungen zwischen den von Dir genannten Positionen zunimmt. Die Gründe dafür, warum diesen Positioen oft zusammen auftreten, habe ich in meinem Buch “Female Choice – Vom Anfang und Ende der männlichen Zivilisation” weiter ausgeführt.

    • Zur Frage am Ende würde ich es so formulieren: Menschen, die zu vielen Themen eine hässliche Meinung laut äußern, werden auch zu diesem Thema hässliche Dinge laut von sich geben. Von daher sehe ich eine Schnittmenge zu den genannten Gruppen, das hat aber weniger mit der Band, ihrer Musik oder den Showelementen (“solche hören vornehmlich sowas”) zu tun.

  2. Auch für mich steigt “die Plausibilität von Vorwürfen mit der Menge von Menschen, die nach vorne treten und laut sprechen.”
    Leider zeigen die Berichte zahlreicher Frauen, die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Lindemann erhoben haben, wieviel Mut es (immer noch) erfordert, nach vorn zu treten und laut zu sprechen: Sie werden beschimpft, beleidigt, als Lügnerinnen diffamiert und bedroht; in einem Fall wurde sogar ein “Kopfgeld” ausgesetzt.
    Denn das wichtigste Werkzeug aller Unterdrücker ist immer, ANGST zu verbreiten.
    Und hier geht es um nichts anderes als um Unterdrückung. Wie auch die im Blog erwähnten Ergebnisse der repräsentativen Umfrage von Plan International zeigen, “nach der 33% junger Männer zwischen 18 und 35 es akzeptabel finden, eine Frau zu schlagen. 34% gaben zu, das sogar schon gemacht zu haben.” Ihre Gewalttätigkeit begründeteten diese Männer damit, sie wollten so ‘den Frauen Respekt einflößen’.
    Meike kommentiert das sehr zutreffend mit: “Nein,… ihr wollt Frauen keinen Respekt einflößen, ihr wollt, dass Frauen ANGST VOR EUCH haben.”
    Wie auch sollte ein normaler Mensch – und erst recht ein von Männergewalt betroffenes Opfer – jemals “Respekt” vor diesen erbärmlichen Gestalten empfinden, die glauben, dass sie nur mithilfe von Unterdrückung, Gewalt und Angst “auf ihre Kosten kommen”?

    Was den 60-jährigen Till Lindemann allerdings von den meisten der oben erwähnten 34 % Männer zwischen 18 und 35 Jahren unterscheidet, ist nicht nur sein Alter, sondern vor allem sein Reichtum und seine Berühmtheit. Er kann es sich leisten, bei der Einschüchterung von Frauen, die Vorwürfe gegen ihn und seine (Ex-)”Casting-Direktorin” Alena Makeeva erhoben haben, auf juristische Schützenhilfe durch eine große Anwaltskanzlei zurückzugreifen.
    Was die Band als “Aufarbeitung der Vorwürfe” bezeichnet, mit der sie eine Kanzlei beauftragt habe, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als der Versuch, durch die Androhung “rechtlicher Schritte” noch mehr Angst bei den mutmaßlichen Opfern zu erzeugen und zudem weitere journalistische Recherchen zu unterbinden:
    “Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr. Wir werden wegen sämtlicher Anschuldigungen dieser Art umgehend rechtliche Schritte gegen die einzelnen Personen einleiten.
    Die erhobenen Vorwürfe wurden von zahlreichen Medien aufgegriffen und weiterverbreitet. In einer Vielzahl von Fällen ist es dabei zu einer unzulässigen Verdachtsberichterstattung gekommen. … Soweit gegen die Grundsätze der Verdachtsberichterstattung verstoßen wurde, werden wir auch hiergegen für unseren Mandanten umgehend rechtlich vorgehen.”
    (aus der Presseerklärung der Kanzlei Schertz Bergmann, https://www.presseportal.de/pm/62754/5528893 )
    Die Bemühungen der Medienanwälte, den Skandal um ihren zahlungskräftigen Mandanten Lindemann mit juristischen Drohgebärden unter den Teppich zu kehren, werden – immerhin 5 1/2 Jahre nach Beginn der #metoo-Debatte – hoffentlich nicht von Erfolg gekrönt sein. Möglicherweise bewirkt dieser Versuch der Angstmacherei stattdessen sogar einen weiteren Imageschaden für Rammstein (und für die Kanzlei?).

    • Da ich meinen obigen Kommentar nicht redigieren kann, ist es mir ein Bedürfnis, darauf hinzuweisen, dass sich die – auch von mir – als “repräsentativ” bezeichnete Umfrage von “Plan International” (33 bw. 34% aller Männer zwischen 18 und 35 finden Gewalt gegen Frauen gut) als keineswegs repräsentativ herausgestellt hat.
      Zweifellos ist, wie etwa der “Volksverpetzer” bei Mastodon schreibt, “jede Zahl, die größer als Null ist, ein Problem – “aber dass jeder dritte Mann #Gewalt gegen Frauen gutheiße, ist zweifelhaft.”
      Bemängelt wird an der Umfrage
      a) fehlende Transparenz (die Fragebögen, die Teilnehmer*innen der Umfrage beantworten mussten, sind nicht einsehbar, Suggestivfragen möglich),
      b) Inkonsequenz bei der Kategorisierung und Wertung der 1.000 Teilnehmenden und
      c) fragwürdige Vorbilder der Teilnehmenden (die drei am häufigsten als Vorbild genannten Personen waren bei den teilnehmenden Männern Cristiano Ronaldo, Elon Musk und Andrew Tate…)
      Gleicheitig betont der “Volksverpetzer”:
      “Gewalt durch Männer ist trotzdem ein aktuelles Thema!
      Geschlechtsspezifische Gewalt gehört für viele Frauen zu Alltag. Gewalt gegen trans* und cis* Frauen ist nämlich eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen… Laut einer österreichischen Studie von 2021 ist beispielsweise jede vierte Frau und jedes fünfte Kind von Gewalt betroffen. Laut deutschen Zahlen sei sogar jede dritte Frau weltweit mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen” … und erwähnt auch die irrsinnig hohe Zahl der Femizide in Deutschland und der ganzen Welt.
      “Und um nun noch einmal abschließend etwas klarzustellen: Es soll in diesem Beitrag nicht darum gehen, infrage zu stellen, dass am häufigsten Männer Gewalttaten gegen Frauen ausüben und damit zum Täter werden. Das ist schließlich durch obige Quellen und viele weitere eindeutig belegbar. Es wird außerdem nicht angezweifelt, dass offensichtlich einige Männer in der Umfrage angegeben haben, sie würden Gewalt gegen Frauen gutheißen. Es geht lediglich darum, dass eine so offensichtlich unwissenschaftliche Befragung nicht verwendet werden darf, um von wenigen hundert auf alle Männer zu schließen. Die Repräsentationsfähigkeit hat die Umfrage nämlich durch ihre fehlende Transparenz und mangelhafte Methodik verloren.”
      https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/nicht-jeder-dritte-mann/

  3. Mich hat die neofaschistoide Attitüde von Rammstein schon immer abgeschreckt. Ich will solche Männer nicht und ich will auch keine Männer oder Frauen, die das geil finden. Wenn du dich davon angezogen fühlst, warum gehst du dann nicht mit Till ins Bett? Das ist doch genau seine Message und wenn du das geil findest, dann man zu. Rammstein gut zu finden und dann die Übergriffigkeit zu kritisieren ist doch Bigotterie. Man wird, was man sieht/hört.

    • Der Kommentar ist natürlich polemischer Unsinn und das wissen Sie auch.
      Nur weil man eine Ausdrucksform mag, möchte man doch nicht automatisch mit dem, der sie erschafft und nutzt, Sex haben. Und zwar völlig unabhängig davon, welche Ausdrucksform das ist. Ich will auch nicht mit einem Regisseur für Slasher-Filme ins Bett oder einem Schriftsteller von blutrünstigen Thrillern. Zu glauben, eine Frau, die Musik X gut findet, wolle automatisch mit dem Sänger dieser Musik ins Bett, ist platter Incel-Talk, und auch das ist Ihnen sicher bewusst. Beteiligen Sie sich gerne konstruktiv an der Diskussion, aber für Bullshit ist hier kein Platz.

      • Meike, ich finde nicht, dass es sich oben komplett um “polemischen Unsinn” und “Incel-Talk” (schöner Begriff! :-)aber auch polemisch) handelt. Ich habe mich auch gefragt, wie eine kritische aufgeklärte Frau wie du diesen vor platter, nach Schweiß riechender Männlichkeit und von Vergewaltigungsphantasien strotzenden Krach lieben kannst. Schweißtriefende Schwermetalljünger passen halt eher ins Rocker-Millieu…vielleicht von Gott “Lemmie” abgesehen ;-) Interessant: Meine Quelle meinte, dass der faschistoide Charakter ihrer “Kunst” der Band zunächst gar nicht klargewesen sei – sie hätten vielmehr den sozialistischen “1.Mai-Demo-DDR-Karneval” kritisieren wollen. Und dann gehst du noch nicht einmal auf Konzerte, als “Event-Fan”, der auf Feuerwerk und Pyro steht, könnte ich deine Begeisterung noch nachempfinden. Ich will das aber auch gar nichtweiter bewerten. Ich habe in der Vergangenheit auch schon den größten Mist gehört… Erstaunlich bleibt es trotzdem!
        Update: Wenn sich jetzt der “besonnene” Christoph Schneider einmischt, dann scheint es ja doch so zu sein, als habe Till Lindemann sein eigenes “Fick-System” aufgebaut und konsequent durchgezogen. Die Band als Kollektiv ist damit am Ende. Erschreckend ist, dass es ja nun wieder eine große (?) Gruppe von Jüngern und Apologeten gibt, die in einer Art Kadaver-Treue weiter zu ihrem Idol halten. Kritik an Kuschel-Rocker Till kommt natürlich wieder von den “woken links-grün versifften Gutmenschen”, die jetzt auch noch die schöne Musik von Rammstein verbieten wollen, wie bei “Puffmutter Layla”. Jetzt werden sogar verstärkt alte Rammstein-Tonträger gekauft, wider jeden Verstand! Das ist einfach gruselig! Und hebt die AfD endgültig über die 20-Prozent-Hürde…

        • Deine Kommentare werden zunehmend wirrer und meine Geduld damit, von Dir immer wieder zu lesen, wie absurd, erstaunlich, was-auch-immer Du es findest, welche Musik ich höre, geht zur Neige. Es geht hier nicht um meinen Musikgeschmack, es geht nicht um die Musik von Rammstein, und ja, ich denke doch, dass “Wer auf die Musik steht, will auch mit dem Sänger Sex haben” Incel-Bullshit ist.

      • Natürlich will man nicht schon deshalb mit jemandem ins Bett, nur weil man seine Kunst gut findet (weder Frauen noch Männer). Aber ich sehe mir keine Gewaltfilme an, weil ich das, was die nach meiner Meinung mit mir machen, nicht gut finde. Und wenn ich Musik höre, versuche ich schon zu reflektieren, ob ich Texte und Anmutung für vertretbar halte und wenn nicht, frage ich mich, warum ich das trotzdem gut finde.

    • “Rammstein gut zu finden und dann die Übergriffigkeit zu kritisieren ist doch Bigotterie.” Nein das ist es nicht. Jeder Mensch kann die Musik von Rammstein gut oder schlecht finden – das ist vollkommen unabhängig von allen weiteren Bewertungen und steht vollkommen als eigenständige Aussage. Es sagt definitiv nicht, dass ich Übergriffigkeit akzeptieren muss. Diese Verwechslung ist aber ein großes Problem in sich. Selbst wenn jemand mit Lindemann Sex haben will und dass dann einvernehmlich passiert, ist alles vollkommen o.k. Aber auch der Sex kann keine ‘Übergriffigkeit’ rechtfertigen – die Grenze ist, was das jeweilige Individuum zulassen will.
      Keinesfalls kann damit die Betäubung von Menschen und Handlungen gegen deren Willen gerechtfertigt werden. (Was nicht sagen soll, dass ich wüsste, dass das hier passiert ist.)

      Wenige Menschen können mit dieser Art von Machtgefälle und dem angebrachten Respekt vor anderen mit weniger Macht – souverän umgehen. Lindemann scheint nicht zu den Wenigen zu gehören.

  4. Leider sind viele Fans sehr aggressiv und denken nicht darüber nach sondern verteidigen ihn komplett. Ich hatte einen Kommentar geschrieben in dem ich sagte, dass die Leute aufhören sollen, immer Unschuldsvermutung zu krähen weil wir nicht vor Gericht sind. Naja ich hab sehr krassen hate dafür kassiert auch Drohungen teils und dass das Rufmord sei.
    Frauen wird einfach nie geglaubt und es kotzt mich an. Vorallem das victim blaming, dass die Frauen selbst schuld seien, einfach eklig.

Kommentare sind geschlossen.