Onlinedating II: Was ich über Männer gelernt habe

Weitere Erfahrungen nach fast drei Jahren Onlinedating auf einem Sexportal

Der Frühling steht vor der Tür, Zeit der Romantik. Was läge also näher als nach Onlinedating I und Romantische Anziehung in Zeiten des Patriarchats einen weiteren Blick auf das (Zwischen-)Menschliche zu werfen?

Seit dem letzten Text hat sich nichts wesentlich geändert. Ich bin immer noch auf dieser einen Datingplattform für Sexkontakte angemeldet. Nicht etwa, weil ich reine Sexkontakte suche, sondern weil herkömmliche Datingportale kaum Möglichkeiten bieten, Sexualität in der Wichtigkeit zu behandeln, die sie in den meisten Partnerschaften hat. Neben einigen berauschenden Begegnungen hat mir diese Zeit einige bemerkenswerte Beobachtungen beschert (erster Teil hier).
Sie sind natürlich subjektiv und einseitig, weil ich als heterosexuelle Frau mit ziemlich genauen Wünschen nur einen winzigen Ausschnitt der Männer sehe. Aber innerhalb dieser Gruppe sind die beobachteten Muster so häufig, dass ich sie gefühlt in jedem zweiten Männerprofil finde.

Wahllosigkeit und Alzheimer

Viele Männer scheinen so inflationär viele Frauen anzuschreiben, dass sie sich nicht an die Frauenprofile erinnern. Erkennbar ist das daran, dass ich regelmäßig von Männern angeschrieben werde, denen ich schon einmal, mitunter sogar mehrfach einen Korb gegeben habe. Während ich selbst so wenige Männer anschreibe, dass ich mich mitunter auch nach Jahren noch an sie erinnere (und daran, ob ich einen Korb bekommen habe), scheinen Männer schrotschussmäßig Frauen anzuschreiben, ohne diese richtig wahrzunehmen. Vor der schieren Menge eigener Anschreiben verschwimmen die Frauenprofile – und ihre jeweiligen Reaktionen.

Man muss schon sehr angestrengt die Augen zusammenkneifen, um hier die Parallele zu den Mustern der Female Choice zu ignorieren. Vorausgesetzt natürlich, diese Männer leiden nicht zufällig alle an Alzheimer. Ich weiß natürlich auch nicht, wie vergesslich und wahllos andere Frauen sind, aber eine gewisse Beliebigkeit männlichen Interesses ist nach meiner Erfahrung kaum von der Hand zu weisen.

Ich empfinde das durchaus als respektlos, weil es offenbart, dass diese Männer Frauen nicht als Individuen wahrnehmen, sondern in erster Linie als Geschlecht, als Ansammlung von Körperöffnungen. Dass die allermeisten Profiltexte nicht lesen, sondern nach einem oberflächlichen Blick auf die Fotos generische Copy+Paste-Nachrichten verschicken, fühlt sich für mich an, als hätte ich keine Bedeutung als Mensch.
Das wäre auf einem Sexportal okay, wenn die jeweiligen Männer nur anonyme One-Night-Stands suchen würden, aber das Gegenteil ist der Fall. In fast allen Profilen steht, wie wichtig den Männern es ist, sich auch jenseits der Bettkante mit der Frau gut zu verstehen. Reden zu können. Spaß haben. Ausgehen. Und natürlich, dass beim Sex “beide auf ihre Kosten kommen” (eine Formulierung, bei der mir immer die Kotzbröckchen hochkommen).
Diese Männer suchen also durchaus Frauen, deren Persönlichkeit sie anziehend finden. Und vor dem Hintergrund ist das wahllose Vergessen, mit wem man schon einmal geschrieben hat, und das Desinteresse an Profiltexten schon etwas …. kontraintuitiv.

Schrödingers Suche

Apropos Suchen: Viele Männer betonen ausdrücklich, nichts zu suchen. Egal, ob die Männer als Singles, in fester (treuer) oder offener Partnerschaft leben, ist für sie wichtig zu betonen, dass ihnen nichts fehlt.

Diese Männer spielen das eigene Bedürfnis nach sexueller Erfüllung herunter. Sie wollen nicht, es steckt schon im Wort Bedürfnis, sexuell bedürftig wirken. Denn Bedürftigkeit bedeutet, dass es etwas gibt, das man sich nicht selbst geben kann, man also auf Externes (andere Menschen, Schicksal, Zufall, wasauchimmer) angewiesen ist. Und ein abhängiger Mann, ein Mann ohne Kontrolle? Das geht in dieser toxischen Welt gar nicht.

Männer müssen (vielleicht wollen Sie auch) die kleinste autarke Einheit in einer Welt sein. Self-made. Macher. Herren der Lage. Eigeninitiativ.
Nichts torpediert diesen (Selbst-)Anspruch so sehr wie die Sexualität eines Mannes. Ein Trieb, der ihn vollkommen machtlos macht, weil seine Erfüllung wie keine andere von einer zweiten Person (im heterosexuellen Fall von einer Frau) abhängig ist. Von ihrer Geneigtheit, ihrem Urteil, ihrer Stimmung (hat hier jemand schon wieder Female Choice gesagt?).

Ich meine damit natürlich nicht, dass Männer keine Kontrolle über ihren Sextrieb und ihr Sexverhalten haben, die haben die meisten und der Rest sollte sie haben. Aber darüber, ob die Bedürfnisse, die mit dem Trieb einhergehen, Erfüllung finden, haben sie keine. Der Mann, dessen Selbstbild auch die Unabhängigkeit von anderen beinhaltet, lernt früh: Wer ficken will, muss freundlich sein.
Wer sexuelle Erfüllung sucht, muss sich in komplexe Interaktionen mit anderen Menschen begeben und kann am Ende nur hoffen, dass der begehrte Mensch einwilligt. Das ist die absolute Machtlosigkeit.

Das gilt natürlich für alle Bedürfnisse, aber gerade bei emotionalen und sexuellen liegt der Schlüssel weniger im eigenen Tun als vielmehr in dem Quäntchen Magie, das eben dazu führt, dass zwei sich toll finden. Und komm mir da niemand mit “Die müssen sich nur nicht wie Arschlöcher verhalten, dann klappt es auch”. Das ist eine Lüge. In der Friendzone jeder Frau, die so etwas hat, wimmelt es von netten, sensiblen, respektvollen Männern, die selten als (Sex-)Partner ausgewählt werden, obwohl sich Frauen in ihrer Gegenwart durchaus wohlfühlen.

Frauen leben selbstverständlich auch in dieser Abhängigkeit, aber sie hatten in der gesamten sesshaften Zivilisation nie die Kontrolle. Sie lebten immer in Abhängigkeit. Während die gesellschaftliche Norm Frauen immer in diese Abhängigkeit bezwungen hat, hat sie Männern eingeredet, sie hätten es in der Hand. Alles. Reichtum, Familie, Karriere, Status. Ohnmacht, Hilflosigkeit, Kontrollverlust sind für Männer extrem schwierige Empfindungen. (Passend dazu neulich einen tollen Artikel zur Frage “Why do so many men destroy what they can’t control?” gelesen, aber das nur nebenbei.)

Wenn man also nicht die Kontrolle hat, die Erfüllung eigener Bedürfnisse zu erreichen, negiert man sie. Ach, im Grunde könnte ich auch ohne, es fehlt mir ja nicht wirklich. Und deshalb ist es total easy, wenn ich es nicht bekomme. Ich suche, aber suche nicht.

Verachtung unter Männern

Was mich persönlich immer wieder seltsam betroffen macht, ist die Verachtung, die Männer anderen Männern entgegen bringen.
In vielen Profilen distanzieren sich Männer ausdrücklich von anderen Männern. Nicht nur von Arschlochverhalten wie dem Versenden von Dickpics – das lässt sich ja noch als feministische Reflektion oder wenigstens Stil deuten. Sondern allgemein von dem, was andere Männer ihrer Meinung nach antreibt.

Es ist schwierig, Beispiele dafür zu finden, weil es oft nur zwischen den Zeilen mitschwingt. Die Männer betonen, sie seien nicht notgeil, sie würden niemanden mit Anschreiben bombardieren und überhaupt seien sie anders als ihre Geschlechtsgenossen. Sie verachten andere Männer für ihre Versuche, Erfüllung für ihre sexuellen Bedürfnisse zu bekommen. Da kommen wir natürlich direkt zurück zum vorherigen Punkt, denn womöglich steckt darin auch Verachtung für die eigenen Bedürfnisse.

Ohne Frage: Viel männliches Verhalten im Datingskontext ist unter aller Kanone und absolut inakzeptabel. Respektlosigkeit, Plattheit, Aggression, Übergriffigkeit – das führt bei mir, wie vermutlich bei fast allen Frauen zum sofortigen Block, mitunter mit einem Hinweis, warum ich blocke, weil ich den Männern spiegeln will, welches Verhalten den Ausschlag gab. Aber es gibt auch Männer, die zwar inflationär Frauen anschreiben und dabei freundlich bleiben. Bei denen einfach die besagte Magie fehlt.

Und irgendwie kommt es mir falsch vor, diesen Männern mit Verachtung zu begegnen – sowohl als Frau wie als Mann. Wenn ich diesen Männern eine Absage schicke, achte ich darauf, ebenso freundlich zu sein. Schließlich können sie nichts dafür, dass es schon die drölfzigste Absage diese Woche ist. Viele Männer hingegen scheinen voller Fremdscham für ihre Geschlechtsgenossen zu sein – vielleicht auch, weil diese im Gegensatz zu ihnen selbst ihre Bedürfnisse nicht wegleugnen.

In “Female Choice” habe ich geschrieben “Jedes Männchen ist sich (bei der Partnerwahl) am nächsten, Kooperation gibt es (dabei) ausgesprochen selten”. An diesen Satz muss ich immer wieder denken, wenn mir die Männerverachtung von Männern begegnet.

Ich halte Empathie, also die Einfühlung in die Situation eines anderen Menschen, auch wenn sie nicht meiner eigenen entspricht, für eine der wichtigsten Eigenschaften auf dem Weg zu einer besseren und gerechteren Welt. Aber wo soll man da anfangen, wenn viele Männer nicht nur keine Einfühlung für Frauen und Minderheiten aufbringen, sondern noch nicht einmal für ihre eigene heterosexuelle Geschlechtsnorm?

Ach, es ist und bleibt schwierig. Ich berichte weiter.

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15 Kommentare

  1. Verachtung, nein. Eine gewisse Wut, ja. Weil sie dem Rest der Männer*(TM) das Leben schwer machen, denen die seid Jahren an und gegen ihre eigenen toxischen Anteile arbeiten und eine andere Welt, die ganz im klassischen, positiv-konservativem Blick aus der (eigenen) Vergangenheit “alles prüfen und nur das Beste behalten” und neue(?) Wege beschreiten. (übrigens meiner Vermutung nach auch die, die am deutlichsten wissen, dass “female choice” nie ausgesetzt oder abgeschafft war, sondern durch das Patriarchat nur deformiert und auf meist ungute Wege umgelenkt wurde aber: anderes Thema).
    Gut. Die meisten davon werden vermutlich nicht auf (Sex-) Dating-Plattformen auftauchen, allein schon aus Fremdscham-Gründen was sich da alles so als “Mann(tm)” wie positioniert. Aber denen, die es tun erschweren die Unausgebildeten und Boshaften das Leben und Daten ungemein. Deine Beobachtungen bestätigen das leider mal wieder. Und abstruser Weise finden diese blinden Hähne auch immer wieder dort ein Korn, es bleibt ein Mysterium warum.

  2. Verachtung ist mir selten begegnet, dafür umso mehr Konkurrenz. Das Stichwort taucht bei dir gar nicht auf, dabei ist es in der Männerwelt, in der ich aufgewachsen und später berufstätig wurde, von elementarer Bedeutung. Natürlich gibt es auch unter Frauen Konkurrenz, aber unter Männern ist sie latent allgegenwärtig und kann bis zum Mord führen, besonders wenn es um Frauen geht.

    Im Übrigen frage ich mich: wie kommt eine Frau, die sich dominante Männer im Bett wünscht, im Alltag mit solchen Männern zurecht? Ein dominanter Typ wird im Haushalt nicht zum emanzipierten Partner und putzt das Klo. Der Mensch in seinem Widerspruch? Oder fährst du zweigleisig, im Bett die Dominanten, im Haushalt die Emanzipierten?

    • Die Konkurrenz habe ich eher implizit in dem Verweis auf mein Buch erwähnt.

      Zu der anderen Frage: 1. Du verwechselst Dominanz mit toxischem Machotum. Und 2. Da ich mit keinem Mann zusammenlebe und das auch nicht vorhabe, stellen sich solche Fragen des Alltags nicht.

    • Warum sollte ein Mann der im Bett dominant ist, wenn er es möchte, im Alltag kein Mensch sein der mit seiner Partnerin eine gleichberechtigte Beziehung führt. Wir Menschen sind doch vielschichtig.

  3. Ja ich finde auch es ist und bleibt schwierig.
    Aus meiner Perspektive (heterosexuelle cis Mann) kommt da einiges zusammen insbesondere wenn ich an Portale wie Joyclub denke. Ich glaube die Fremdscham vieler Männer speist sich auch aus den Profieltexten vieler Frauen, die sich dort ihrem Ärger über das Verhalten vieler anderer Männer Luft machen und sie denken wenn sie darauf eingehen differenzieren sie sich und wirken dadurch attraktiver. Was das “ich brauche eigentlich nix” Thema angeht, da denke ich dass wir da auch dem Glaubenssatz nachhängen dass Männer die ihre Bedürfnisse artikulieren als schwach und damit unattraktiv gelten. Ich muss gestehen dass ich bisher auch noch nie das Feedback von einer Frau bekommen habe, “oh deine Verletzlichkeit ist so hot” aber das ist natürlich nur meine Erfahrung. Mir ist aber auch klar das Verletzlichkeit und zu wissen was man sexuell will zwei unterschiedliche Aspekte sind.

    Eine Idee wie man die Female Choice vielleicht besser auch auf Sexdating Portalen besser abbilden könnte wäre: Nehmt uns Männer die Möglichkeit der Kontaktaufnahme. Dann sind wir gezwungen uns Gedanken über die Gestaltung unseres Profiles zu machen und die Frau wählt dann aus. Aber dann fällt für die Frauen weg dass sie umworben werden. Das steckt ja auch noch in vielen Köpfen drin.
    Für uns alle gilt wohl leider mehr Frustrationstolleranz und Gelassenheit ist von Nöten.

    • Ein Portal, auf dem nur Frauen den ersten Schritt machen können, gibt es mit Bumble bereits. Allerdings weiß ich nicht, wie es sich dort mit der Profilgestaltung verhält.

      • Ja Bumble kenn ich auch. Sein Profil kann man da recht gut gestalten denke ich, nicht ganz so viele Optionen wie bei Okcupid. Es ist halt ein breiter aufgestelltes Portal von gemeinsamer nicht sexueller Freizeitgestaltung bis hin zur nächsten festen Beziehung.
        Ich meinte das eher im direkten Bezug zum Joyclub, aber wer weis vielleicht gibt es auch da bessere Alternativen.

  4. Ich finde diese beiden Texte Onlinedating I und II das Beste und Interessanteste, was ich von dir, liebe Meike, gelesen habe, abgesehen natürlich von dem Buch “Female Choice”. Kein Wunder, da fühle ich mich als Mann unmittelbar angesprochen, obwohl ich nie auf einem Dating-Portal gewesen bin. Aber das zugrunde liegende Problem, wie Mann und Frau sich finden sollen in einer Welt, die direkt und indirekt ein Unmenge von Hindernissen erzeugt (die teilweise internalisiert sind), ist ja universell und zeitlos und hat bei mir die tiefsten Wunden geschlagen.

    Dieser Satz aus deinem jetzigen Text Onlinedating II: “Nichts torpediert diesen (Selbst-)Anspruch [Autarkie] so sehr wie die Sexualität eines Mannes” stimmt hundertfünfzigprozentig! Das ist für mich der Kern des Problems auf Seiten des Mannes. Das Autarkiestreben ist tief im Mann verankert. Und auch wenn der Sexualtrieb in der Regel stärker ist als das Autarkiestreben, so ist er es doch nur zeitlich begrenzt, hier und jetzt, wenn ich (als Heterosexueller) mit einer Frau schlafen will und eine Partnerin suche. Sobald ich meine Spermien losgeworden bin, brauche ich die Frau nicht mehr. Ein bisschen Smalltalk, und dann schauen wir mal, ob im Blog xy ein neuer Beitrag steht.

    Daran scheitert meiner Meinung nach das Konzept der Empathie, das du als Lösung auf dem Weg zu einer besseren und gerechteren Welt siehst. Ja, es wäre sehr, sehr schön. Und natürlich gibt es diese Empathie-Männer, und ich bilde mir ein dazuzugehören. Aber alle Erfahrung sagt mir: das ist eine kleine Minderheit. Und daraus wird auch in hundert Jahren keine Mehrheit. Die Erziehung zur Empathie müsste schon in der Grundschule anfangen (bei den Eltern herrscht noch die alte Arbeitsteilung: für Empathie ist die Frau zuständig, für Politik der Mann). Dass das völlig illusorisch ist, liegt auf der Hand.

    Realistischer ist meiner Meinung nach der Weg, der bereits seit längerem beschritten wird: von oben her für mehr Gleichberechtigung und Respekt vor der Frau zu sorgen. Empathie ist gewissermaßen “viel verlangt”, denn es tangiert das Selbstverständnis und die Autarkie des Mannes. Was, ich soll mich in eine Frau einfühlen? Spinnst wohl! Dagegen ist Respekt gesellschaftlich durchsetzbar, zunächst rein formal, aber daraus wird mit der Zeit (kann allerdings lang dauern) eine gewisse Selbstverständlichkeit. Sieht man an der gesellschaftlichen Entwicklung in der Einstellung zu Homosexuellen. Am Ziel ist man da noch längst nicht, aber wer die Sechziger und Siebziger Jahre bewusst miterlebt hat wie ich, wird mir zustimmen: da hat sich enorm viel geändert!

    Meiner Meinung nach haben Männer in ihrem Herzen ein Defizit an Anerkennung für Frauen und Respekt vor Frauen. Da sehe ich Chancen, das durch Druck von oben langfristig zu ändern. Erst wenn sich das geändert hat, kann vielleicht eines Tages die Empathie dazu kommen.

    • Lieber Wolfgang, zu deinem Kommentar muss ich dir wiedersprechen. Ich denke nicht dass eine gesellschaftlicher Veränderung von oben funktioniert. Auch dein Beispiel bzgl der Anerkennung homosexueller Lebensweisen hinkt meines erachtens. Ich denke die Anerkennung durch den Gesetzgeber kam im Nachgang zur gesellschaftlichen Veränderung. Ich denke wir als
      Männer sind ja autonome Wesen die zu allen Emotionen die es gibt fähig sind. Und wir können uns verändern. Sei es durch Bücher lesen, zum Therapeuten oder in Männergruppen gehen
      Als autonomes Wesen bin ich erst mal fûr mich selbst verantwortlich und wenn es auch der erste schritt ist mir Hilfe zu suchen. Und was ich auch für sehr wichtig empfinde, mit anderen Männern darüber zu sprechen. Auch da gibt ea sichere Räume in denen man nicht beschämt wird.
      Dann kommen auch wir schrittweise aus den Fesseln des Patriarchats raus.

  5. Du hast Recht, Patrik, ich habe mich falsch ausgedrückt. Es müssen gesellschaftliche Veränderungen stattfinden, bevor der Gesetzgeber tätig wird. Was ich gemeint habe: diese Veränderungen gehen in der Regel von kleinen Gruppen (“Eliten”) aus, oft, aber keineswegs immer Studenten und Leuten aus der Bildungsschicht. Sie müssen sich gegen den Widerstand der “schweigenden” Mehrheit durchsetzen. Ein gutes Beispiel ist die Entwicklung des Frauenwahlrechts, initiiert 1873 von Frauen bei den Sozialdemokraten, Gesetz geworden 1918.

    Ein zum Thema Sex näher liegendes Beispiel sind die gesellschaftlichen Veränderungen, die durch die 1968er bewirkt wurden. Das waren gesamtgesellschaftlich gesehen kleine Gruppen, deren Mitglieder aber in Schlüsselpositionen (juristisch, politisch) gelangten, wo sie die Gesetzgebung veränderten. Die Enttabuisierung von sexuellen Themen und die Änderungen im Sexualstrafrecht waren das Werk solcher Gruppen, im Verein mit den Medien, in denen aber auch relativ kleine Gruppen das Sagen hatten. Dagegen gab es “im Volk” und in den Kirchen, die damals noch mehr Macht hatten als heute, große Widerstände.

  6. Yella Cremer hat deine Beiträge auf Joy verlinkt. Das hat sie gut gemacht.
    Deinen ersten Beitrag zu diesem Thema fand ich grandios. Ich kann deine Erfahrung in vielen Teilen bestätigen und das, obwohl ich eher devote Männer date.
    In diesem Beitrag musste ich jetzt aber zweimal schlucken: Erstmal sehe ich auf unendlich vielen Frauenprofilen ebenfalls das ‚Ich suche nicht‘. Ich stimme dir zu, dass die eigene Bedürftigkeit (nach Nähe und Sex) als Makel angesehen wird und runtergespielt bzw. negiert wird. Das ist allerdings kein ‚männliches‘ Problem. Schau dir mal ein paar Frauenprofile an oder lies im Forum. Frauen neigen zudem dazu, sich ‚für schnellen Sex zu schade‘ zu sein: Das liegt im Kleiderschrank gleich nebenan.

    Und dann hast du die ‚Friendzone‘ erwähnt und damit ein Wort aus der Incel-Bewegung etabliert. Frauen haben keine spezielle Friendzone. Sie haben Freunde. Männer fühlen sich in einer Friendzone, wenn sie Freundschaft vorspielen, obwohl sie sich eine Beziehung mit dieser Frau wünschen und darauf warten, dass Frau sich in sie verliebt (weil sie so ein ‚Nice Guy‘ (TM) sind. Oft, ohne, dass diese Frau davon weiß. Ich finde den Begriff Friendzone unglaublich menschenverachtend.

    Dass Männer über andere Männer verächtlich schreiben, kann ich nachvollziehen, wenn sie sich damit von deren Misogynie distanzieren möchten. Umgekehrt wimmelt Joy aber auch von Pick-me-Girls. Die passen dann gut zu den Pick-me-Boys 😁.

    Danke für deinen Beitrag, ich mag deine Schreibe sehr!

    Liebe Grüße,
    Claudia (Heradat)

    • Hey und danke für die Rückmeldung. Ich kenne den Begriff Friendzone schon so lange, da gab es noch gar keine Incels. Für mich zeigt er schlicht an, dass man einen Mann mag, aber keinerlei sexuelle Anziehung spürt. Ich gebe Dir aber insofern recht, als Männer mitunter Freundschaft nur vorgaukeln, weil sie eigentlich mehr wollen.
      Ansonsten schick mir doch gerne den Link zu dem Forumsbeitrag von Yella.

  7. Wissen Sie warum Frauen die Macht zur Sexualität haben? Weil der sexuelle Akt der Frau mit höheren Kosten verbunden ist. Es gibt einige psychologische Untersuchungen die zeigen, was bindungsloser Sex mit der weiblichen Psyche macht (unterschwellig fühlen sie sich ausgenutzt, etc.) das zerstört die Sexualität der Frau. (Gibt ein gutes Buch, wie die Hookup-Culture die weibliche Sexualität zerstört). Das ist der Grund warum die Macht zu Sex bei Frauen liegen und das ist der Grund, wie sie oben beschrieben haben, warum sie das Gefühl haben als Objekt und eine Ansammlung von Zellen wahrgenommen zu werden. Aufgrund der Prioritäten der Geschlecht entsteht erst das Machtverhältnis. Eine Frau kann den Sex saußen lassen wenn die Bindung nicht passt. Ein Mann braucht kein sex mit Bindung. Deswegen schreibt er Frauen auch zweimal an. Der Sex ist ein „männlicher Akt“ die Bindung ein weiblicher Akt. Aus diesem Grund ist das eine steile These zu behaupten Männer hätten Frauen verfügbar gemacht als sie sesshaft wurden. Ob es zum Sex kommt entscheidet die Frau. Ob es zur Beziehung kommt entscheidet der Mann. Aus diesem Grund gibt es auch Phänomene das Frauen anfangen zu weinen wenn sie in einem Brautkleid stecken. Der Torwächter zur Sexualität ist die Frau, der Torwächter zur Beziehung der Mann

  8. @Martin Der Sex ist kein männlicher Akt!!! Unfassbar, wie kann man nur so anmaßend sein?
    Und die Kosten für eine Frau beim Sex sind zB das Restrisiko trotz Verhütung schwanger zu werden und eine kräftemäßige Unterlegenheit, die natürlich die Gefahr birgt sicht im Notfall nicht schützen zu können, weshalb es ganz hilfreich sein kann, den Mann zu kennen, mit dem.man Sex hat. Die biologische Uhr macht es zudem notwendiger für Frauen sich zeitnah zu binden als für Männer, die mit 70 noch Kinder bekommen können. Das alles schafft komplett andere Rahmenbedingungen für Frauen beim Dating und beim Ausleben oder Kennenlernen der eigenen Sexualität.

    • @andrea Das der Sex ein „männlicher Akt“ ist meine ich natürlich nicht ausschließlich. Viele Frauen (die meisten die ich kenne) können Sex nur mit bindung haben. Sie stehen nicht auf bindungslosen Sex (also One-Nights Stand etc.). In Female Choice wird wunderbar beschrieben, wieso der Zugang zum Sex weiblich ist. Der Sex wird eingebettet in die Bindung. Das ist Voraussetzung für die Frau. Stimmt die Bindung nicht, gibt es von der Seite der Frau auch keinen Sex. Ein Mann kann mit einer Frau auch Sex haben obwohl er sie überhaupt nicht mag(kenne ich in meinem Umfeld auch zu genüge). Das heißt, beim sex der Frau geht es um Bindung und beim sex für den Mann geht es um Sex. Das wollte ich mit männlicher Akt sagen. Deshalb gehe ich davon aus, dass Monogamie vorallem ein weiblicher Akt ist. Die Frau hat Interesse daran den Mann an sich zu binden, der interessant für Sie ist. Daraus schließe ich Sex = männlicher Akt, Frau=Blick für Beziehung. Das ist alles. Am Ende des Tages sind beide Geschlechter in beiden Angelegenheiten involviert. Nur das eine Geschlecht priorisieren das eine mehr als das andere Geschlecht das andere. Aufgrund der priorisierung habe ich den Sex als männlichen Akt beschrieben und die Beziehung als weiblicher Akt.

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