
Von der Angst, den eigenen Partner nicht mehr zu lieben (ROCD)
Das Jahr, also das von meinem Mann und mir, war sehr hässlich. Es war geprägt von Wachstumsschmerzen, Enttäuschungen, schmerzhaften Lösungsprozessen und Krankheiten. Diese Aneinanderreihung von Krisen und Katastrophen führte bei mir ab Mitte Juli zu einer ungeheuren Erschöpfung, mein Nervenkostüm war komplett im Eimer, ich verbrachte die Tage mit Lidzucken und Weinkrämpfen, bekam aber sonst nicht viel auf die Reihe. Im September brach dann eine Phase an, in der es ganz allmählich besser wurde und ich auch wieder an eine bessere Zukunft glauben konnte.
Eigentlich also war ich und waren wir auf einem guten Weg, doch dann bekam ich – ohne Vorwarnung, ohne erkennbaren Auslöser – Ende September eine Panikattacke, die Älteren werden sich noch an den länglichen Twitter-Thread dazu erinnern. Neben den übliche Symptomen wie Herzrasen, Muskelzittern und Schwindel hatte ich dabei eine sog. Depersonalisierung, was bedeutet, dass Vertrautes plötzlich fremd erscheint. Konkret verlor/vergaß ich von jetzt auf gleich alle Gefühle für meinen Mann, mit dem ich seit über 9 Jahren zusammen bin. Es war nicht nur so als liebte ich ihn nicht mehr, sondern als hätte es auch nie Liebe und ein ganzes Leben zwischen uns gegeben. Diese Stunden empfand ich als sehr bedrohlich, die Angst, meinen Mann nicht mehr zu lieben und mich daher sofort trennen zu müssen, steigerte meine Panik ins Unendliche. Der Notarzt, den wir nach 10 stündigem Martyrium riefen, durchbrach die Angstspirale schließlich mit 10mg Valium. Ich suchte mir in der darauffolgenden Woche eine Therapeutin und hatte mehr Glück als Verstand: ich fand sofort eine sympathische, herzliche Frau mit freiem Therapieplatz, die zu allem Glück auch noch direkt um die Ecke sitzt.
Die körperlichen Symptome gingen wieder weg, aber die Depersonalisierung hatte etwas in Gang gesetzt, von dem ich mich bisher noch nicht habe befreien können: Die Angst, meinen Mann nicht mehr zu lieben und mich SOFORT trennen zu müssen, schlägt immer wieder wie ein Blitz aus heiterem Himmel in unser gemeinsames Leben ein. Ich weiß, wie es sich anfühlt, jemanden wirklich nicht mehr zu lieben, ich habe meine erste große Liebe nach etwas über 4 Jahren verlassen, und diese Angst ist etwas völlig anderes.
Seit der Panikattacke habe ich eine Art innerer Nazi-Aufseherin, die mich mit harter, bösartiger Stimme einem nie enden wollenden hochnotpeinlichen Verhör unterzieht. Ganz streng und feindselig redet sie mir ein, was alles schlecht ist an der Beziehung, sie zählt stundenlang nur die Marotten meines Mannes auf, die mich manchmal nerven. Sie stachelt mich auf, kritischer zu sein, ihn mehr abzulehnen. Es ist in höchstem Maße bedrängend, ich stehe immer mit dem Rücken zur Wand, ich kann der Stimme keine Antwort geben, mit der sie zufrieden ist und die sie verstummen lässt. In meinem ganzen Leben habe ich solche Gefühle und inneren Stimmen nicht gehabt. Diese Angst ist so zehrend, dass ich seit dem Herbst alle Nase lang krank bin, die letzte Erkältung dauerte fast drei Wochen, aktuell doktore ich an meinem dritten Lippenherpes in diesem Jahr herum.
Es wird besser, die Angstphasen werden kürzer, nach der ersten Panikattacke dauerten sie oft mehrere Tage, heute nur noch zwischen ein bis zwei Tage, aber weg sind sie nicht. Wenn sie kommen, ist es für mich die Hölle auf Erden. Einerseits fühlen sich die Gefühle erschreckend real an, aber andererseits erscheinen sie seltsam losgelöst von mir. Ich weiß nicht mehr, was real ist und was nicht. Welche Gefühle Teil und Ausdruck meiner Persönlichkeit sind und welche nicht. Ich fühle mich fremd in mir, ich kann mich auf meine Gefühle nicht mehr verlassen, was für einen Bauchmenschen wie mich, der alle wichtigen Lebensentscheidungen nur nach Gefühl trifft, dem Verlust der Identität gleich kommt. Ich weiß normalerweise in 99% aller Fälle, was ich fühle, was ich brauche, was mir gut tut und was nicht, und wohin ich gehen will. Wer bin ich denn noch, wenn mein Bauch nicht mehr klar und deutlich mit mir redet? Bis auf ein gelegentliches Lebenszeichen für meine Filterblase hörte ich fast vollständig auf zu twittern, weil ich auf diese Frage keine Antwort hatte. Wer bin ich denn noch?
Ich twitterte: Tage, die sich wie eine normale Depression anfühlen, sind hier die guten.
Ich kenne depressive Episoden und die Niedergeschlagenheit, die Antriebslosigkeit, die Kraftlosigkeit einer normalen Depression sind für mich nichts im Vergleich zu dieser Angst, diesem Identitätsverlust, diesem gähnenden, pechschwarzen Abgrund, der sich an schlechten Tagen vor mir auftut. Unsere Sprachregelung war von Anfang an, dass diese Zweifel und Ängste irgendwie Teil der Depressionsangstpsychokrise sind, aber so richtig daran glauben konnte ich nicht, weil das alles immer noch da ist, weil es sich zu real anfühlt, weil ich noch nie von einer Depression gehört hatte, die dazu führt, dass die betroffene Person an ihrer eigenen Liebe zweifelt. Ich fühle mich sehr verloren, sehr unsicher, aus guten Momenten kann ich kaum Kraft ziehen, weil sie jederzeit vorbei sein können und ich dann wieder tagelang von der Nazi-Stimme verfolgt werde. Entspannt in eine angenehme Situation fallen lassen kann ich mich seit Monaten nicht. Ich weiß nicht, woher mein Mann die Kraft und Geduld nimmt, das alles auszuhalten, und ich bin ihm unendlich dankbar dafür, dass er nicht einfach alles hinschmeißt, wenn ich ihm die schmerzhaften Dinge sage, die ich in Bezug auf ihn fühle.
Der 4. Advent und Heiligabend waren gut und stabil, aber am 1. Weihnachtstag gegen Abend kippte ich wieder in diesen Abgrund. Auch der 2. Feiertag war wie betäubt. Ich hatte 0,5mg Tavor genommen, weil ich der Depressionsangstpsychokrise gerade zu Weihnachten keinen Raum geben wollte. Abends sagte ich beim Abräumen des Abendessens, eher beiläufig und ohne es wirklich ernst zu meinen, „Es gibt ja die absonderlichsten Dinge, vielleicht ist das gar keine Depression, sondern vielleicht ist die Angst, den eigenen Partner nicht mehr zu lieben, sowas wie eine Phobie“. Mein Mann, der die Angewohntheit hat, alles immer sofort zu googeln, googelte sofort auf seinem Handy, während ich das Geschirr in die Küche brachte. Als ich wieder kam, hielt er mir sein Handy hin und sagte „Lies mal diesen Text„. Ich las ihn, fing nach dem 3. Satz an zu weinen und hörte bis zum Ende nicht mehr auf, weil da genau das stand, was ich seit Ende September durchmache. Inklusive der Panikattacke als Auslöser.
Ja, es gibt die Angst, den eigenen Partner nicht mehr zu lieben, ein zwanghaftes Zweifeln über die eigenen Gefühle. Die Störung heißt Relationship Obsessive Compulsive Disorder, kurz ROCD. Sie kann als eigenständige Zwangsstörung auftreten, oder auch als Begleiterscheinung von Depressionen. Die Beschreibungen der Betroffenen sind fast formulierungsgleich mit den Sätzen, mit denen ich in den letzten Wochen versucht habe, meinem Mann und meiner Therapeutin das Gefühl zu beschreiben. Die (deutschsprachigen) Texte stammen überwiegend von Personen, bei denen die ROCD tatsächlich als eigenständiges Krankheitsbild vorkommt. Ich sehe, dass die Symptome bei ihnen viel stärker ausgeprägt sind, die „Anfälle“ viel länger dauern, sie viel intensiver unter der Krankheit leiden als ich. Und genau das verschafft mir Erleichterung. Ich weiß jetzt, dass es Depressionen gibt, bei denen diese absurden Selbstzweifel zu den Begleiterscheinungen gehören. Ich weiß jetzt, dass ich dagegen vorgehen kann. Ich weiß jetzt, dass ich ein gesundes Ich habe und ein krankes Ich und dass gerade das kranke Ich spricht.
Das verlinkte Blog http://rocd-zwangsgedanken.blogspot.com enthält noch mehr hilfreiche Texte, außerdem fand ich bei dem Therapeuten-Netzwerk Psychomeda noch diese Information mit weiterführender Literaturempfehlung zum Umgang mit Zwangsgedanken. Im englischsprachigen Raum ist das Angebot an Informationen deutlich größer, aber so oder so: ich war überrascht, wie verbreitet das zwanghafte Beziehungsgrübeln offenbar ist.
Und weil ich den Moment, als ich die Informationen und den Namen zu dem Phänomen gefunden hatte, als so erleichternd empfunden habe, und weil ich in den Texten und den Kommentaren dazu gesehen habe, dass sich die Betroffenen oft sehr lange in dieser Hölle quälen, bevor ihnen dämmert, dass es eine behandelbare Krankheit ist, und weil ich in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen damit gemacht habe, mit meinen psychischen Gebrechen offen umzugehen, schreibe ich es hier für alle lesbar auf. Vielleicht verschafft dieser Text jemand anderem auch ein Gefühl der Erleichterung.
ROCD – die Angst, den eigenen Partner nicht mehr zu lieben. Ihr seid nicht allein. Ich bin nicht allein. Auf in den Kampf.
Meine Frau war sehr depressiv, ähnlich wie Du. Daher kann ich Eure Situation ganz gut glaube ich mitfühlen. Mir hat als Mann gut das Buch ; „Wir schaffen es Leben mit dem depressiven Menschen“ geholfen. Vielleicht ist es auch was für Sascha!
Übrigens: die Krise hat 2 Jahre gedauert!! Danach sind wir als Paar besser denn je zusammengewachsen!
Alles Gute!
Vielen Dank für Deine Worte.
Im großen Ganzen komme ich mit Belastungen insoweit gut klar, als ich genau weiß, welche Gegenmaßnahmen mir helfen, gar nicht erst in die Depression zu kippen. Dieses Jahr war einfach zu viel, wir kippten ständig von einer Katastrophe in die andere, immer wenn man gerade glaubte, jetzt endlich durchatmen und wieder nach vorne schauen zu können, kam die nächste. Wir kamen beide einfach mit dem Verarbeiten nicht mehr hinterher und da ist es dann eben passiert.
Meine Mutter hat seit Jahren Depressionen und Angststörungen und ich weiß durchaus, wie belastend es ist, sich dauerhaft in der emotionalen Nähe einer psychisch kranken Person aufzuhalten. Danke für den Buchtipp, der ist sicher nicht nur für meinen Mann, sondern auch für mich als Tochter wertvoll.
Alles Gute.
[…] Heike berichtet Von der Angst, den eigenen Partner nicht mehr zu lieben (ROCD). […]
Aha, das hat also einen Namen! Bei mir war’s nicht so dramatisch wie bei Dir, ich zweifelte daran überhaupt fähig zu lieben zu sein, verspürte aber nicht den Zwang mich von ihm trennen zu müssen, hatte „nur“ Schuldgefühle. Aber schlimm genug. Meine Therapie hat drei Jahre gedauert, eine simple Gesprächstherapie mit einer herzlichen Therapeutin. Das war vor 10 Jahren und wir beide hatten noch 9 gemeinsame Jahre als Paar. Ich kann nur jedem raten, dem ähnliches widerfährt, sich bloß nicht gleich zu trennen, die Liebe kommt wieder, ganz bestimmt!
Er ist vor einem Jahr gestorben, und jetzt liebe ich ihn aus der Ferne….Aber das ist eine andere Geschichte.
Hallo Maike,
ich wollte dir einmal sagen, dass ich so froh bin deinen Blogbeitrag gefunden zu haben. Mir geht es so wie dir, ich könnte den Artikel genau so selbst geschrieben haben, mit den gleichen Worten. Mein Mann und ich sind 17 Jahre zusammen (ich bin 33), wir haben viel zusammen durchlitten kann man sagen. Letztes Jahr haben sich auch bei uns verschiedene Dinge gehäuft, am schlimmsten war der Verlust unseres Hunde nach 15 Jahren. Dann im Dezember die Panikattacken verbunden mit den Zweifeln an der Beziehung, die mich einfach nicht in Ruhe lassen, obwohl wir so viele schöne Momente zusammen haben und eigentlich alles langsam besser sein könnte. Ich will aber nicht aufgeben, obwohl es manchmal das Einzige zu sein scheint, das Lösung verspricht. Wir kämpfen uns durch die Zeit, ich weiß auch nicht, wie er das alles aushält.
Hast du mittlerweile etwas gefunden, das dir weiterhilft? Ich würde mich wahnsinnig über Antwort von dir freuen, man fühlt sich dann weniger alleine und von jemandem verstanden. Es ist schwer einem Außenstehenden diese seltsamen Gefühle zu vermitteln…
Liebe Grüße,
Bettina
Liebe Bettina,
ich habe mich anfangs gefühlt, als sei ich übergeschnappt. Verrückt geworden. Schraube locker. Ich kannte mich überhaupt nicht mehr wieder.
Geholfen hat mir letztlich der lange und anstrengende Weg: ich habe direkt nach der Panikattacke eine Therapie bei einer Verhaltenstherapeutin begonnen, die auf jeden Fall schon einmal bewirkt hat, dass mich meine eigene „Gefühllosigkeit“ nicht mehr so in Ängste und Grübelzwang gestürzt hat. Es war also ein wertvoller erster Schritt, um einen Umgang damit zu finden. Meine Therapeutin hat mir außerdem gesagt, dass sowohl Grübelzwang als auch Gefühllosigkeit und Angststörungen nicht selten Begleitsymptome von Depressionen sind. Damit fand ich wenigstens die Hoffnung wieder, dass dieser ganze Spuk vorübergehen kann, wenn ich die Depression überwinde.
Da die bei mir schon recht lange dauerte und mein Mann und ich auch einfach sehr erschöpft waren, diesen ganzen Zustand noch länger auszuhalten, habe ich mich Anfang Februar dazu durchgerungen, zusätzlich auf medikamentöse Hilfe zu setzen. Ich nehme nach einer 2-wöchigen Einschleichphase seit ungefähr vier Wochen 150mg Venlafaxin und ich kann nur sagen: ich habe mein Leben wieder. Die Gefühle für meinen Mann, die Freude, das Glück über unser gemeinsames Leben, alles ist wieder da. Die Grübeleien dagegen sind weg.
Ich weiß ja nicht, ob Du schon irgendwelche Schritte zur Lösung des Problems angegangen bist, aber ich kann nach meiner (bis jetzt noch sehr kurzen) Erfahrung sagen: es ist behandelbar und kann wieder weggehen. Allerdings hat mir meine Therapeutin auch gesagt, dass solche Ängste und Zwänge meist nicht von selbst wieder weggehen wie ein Schnupfen. Ich kann Dir also nur empfehlen, Dich nach therapeutischer Unterstützung umzusehen oder wenigstens mal mit Deinem/r Hausarzt/-ärztin zu sprechen.
Ich wünsche Dir alles Gute.
Meike
Hallo Meike,
ich bin sehr froh auf deinen Beitrag gestoßen zu sein. Ich fühlte mich bisher so alleine mit meinen Problemen.
Beziehen sich deine Gefühlsverluste auch auf Intimität? Ich habe ähnliche Probleme wie du, aber egal ob Nähe oder Intimität ich „friere“ sofort ein und kann es nicht ertragen bzw. versuche aus der Situation zu flüchten. Kennst du das? Mein Freund leidet darunter total. Ich natürlich auch, da ich ihn nicht verletzten möchte. Anfangs war alles wundervoll zwischen uns und dann änderte sich etwas. Aber was? Ich mache zur Zeit eine Therapie wegen eines posttraumatischen Belastungssyndroms und versuche den Grund ausfindig zu machen. Ich danke dir für deine offenen Worte.
Auch wenn ich es dadurch immer noch nicht verstehe, warum ich eine Störung entwickelt habe, die mir das Wichtigste und Wundervollste in meinem Leben so schwer macht, zu genießen, empfand ich es gerade erstmal als sehr erleichternd, dass es noch andere gibt. Und auch dass das evtl. einen Namen hat, ist irgendwie beruhigend. Kann gar nicht so richtig sagen, warum. Ich war auch svhon in Therapie und bin es nun wieder. Mein Verlauf ist in Wellen. Momentan ist es wieder etwas schlimmer (von mir empfunden, mein Mann sagt, das war doch schon viel svhlimmer).
Danke für deine Beschreibung. Auch wenn ich noch nicht entnehmen kann, ob es besser geworden ist, gibt mir das etwas Hoffnung.
Hallo zusammen mein Name ist Lea 23 Jahre
ich weis garnicht wo ich anfangen soll, seid letztem Jahr habe ich meine Freundin Kennengelernt , wir sind noch nicht all zu Lange Zusammen doch es lief alles Perfekt und ich konnte mir im Schlimmsten Traum nicht vorstellen das ich sie jemals nicht mehr lieben würde. Den sie ist wirklich ein Wundervoller mensch und die Chemie hat von Tag eins bei uns gestimmt. Durch meine Schlechte Erfahrung in der Vergangenheit mit Beziehungen durch betrügen und belügen war es ein Harter Kampf in mir Vertrauen zu fassen. Doch ich habe mich überwunden und ihr die Größte Liebe geschenkt die in mir Schlummerte. Doch
seid ein Paar Wochen Leide ich auch unter Angst Störungen , Angst meine Freundin nicht mehr zu lieben obwohl ich weis das ich mit ihr denn Perfekten Fang gemacht habe. Aber was stimmt den von heute auf morgen nicht mehr mit mir ? Kann mir einer sagen das man von heut auf morgen Einfach so Gefühle verlieren kann ? Also ich kann mir das beim Besten willen nicht vorstellen. Aus Lauter Verzweiflung fande ich dann diese Seite hier und es tut so gut gerade alles raus zu lassen und meine Sorgen jemanden mit zu teilen der genau das durchlebt oder durchlebt hat ,wie ich es gerade empfinde. Ich fühle mich nicht wie ich selbst wenn meine Gedanken mir versuchen zu sagen das ich sie nicht liebe. Fühle mich mit diesem Gedanken einfach nur so unendlich schlecht und weine auch sehr viel. Wir sind sehr offen mit einander und reden über alles. Sie spürt trotz allem das ich sie liebe und das gibt mir halt und festigt mich. Das bald wieder alles gut sein kann. Den ich will diese Beziehung nicht aufgeben. Sie bedeutet mir einfach zu viel. Hab mich auch um einen Therapie Platz bemüht und versuche das irgendwie durch Hilfe zu Lösen.
ich Hoffe einfach das sich jemand von euch findet der mich Unterstützen kann und mir vllt sagen kann wie der weitere verlauf noch sein wird.
ich bedanke mich herzlich um Rückmeldung.
Liebe Lea,
schau mal den Kommentar von Bettina direkt über Dir, da hatte ich schon etwas dazu geschrieben.
Das Wichtigste ist, dass Du verstehst, dass diese seltsamen Gefühle eine Krankheit sind. Stell Dir vor, es gibt Dein Gehirn einmal in gesund und einmal in krank und momentan redet das kranke Gehirn mit Dir. Die Dinge, die es Dir einredet, sind nicht real. Meist liegt Angststörungen eine psychische Ursache zugrunde (z.B. eine Depression, Burn-Out, unaufgearbeitete Ängste/Konflikte), auch wenn man auf den ersten Blick keinen Grund oder Auslöser finden kann.
Ich habe mir sofort, nachdem das passierte, eine Therapeutin gesucht und nehme mittlerweile auch Antidepressiva. Beides hilft mir, die Gefühle zu verstehen, im Alltag einen Umgang zu finden und letztlich die Ursache für sie zu finden und aufzulösen.
Die schlechte Nachricht lautet bei Angststörungen und Grübelzwang, dass beides meistens nicht von alleine wieder weggeht, sondern nur mit professioneller und/oder medikamentöser Unterstützung.
Die gute lautet aber: dann ist es sehr wohl behandelbar. Wenn es als Begleitsymptom einer bestehenden Depression auftritt, kann es auch wieder verschwinden.
Mein Zustand hat sich seit diesem Blogartikel sehr, sehr verbessert, Angstzustände kommen zwar noch, aber sie sind seltener und nicht mehr so intensiv wie im Winter. Dazwischen habe ich aber immer wieder auch sehr gute Phasen, in denen ich mich gelöst in meine Beziehung fallen lassen und mich über mein Leben freuen kann. Leider dauern diese guten Phasen noch nicht länger als 4-5 Tage am Stück, aber der Weg aus einer Depression verläuft eben nicht geradlinig.
Versuch doch mal, ob Du in Deiner Gegend eine Psychotherapeutin finden kannst (ich bin bei einer Verhaltenstherapeutin), auch wenn es meist mehrere Wochen bis Monate dauert, bis man einen Therapieplatz bekommt. Ach, ich sehe gerade, dass Du Dich schon um eine Therapie bemühst. Damit hast Du den wichtigsten Schritt schon gemacht.) Wenn das nicht klappt und Du einen guten Draht zu Deinem Hausarzt oder Hausärztin hast, würde ich mich ihnen anvertrauen und von der Angststörung und dem Grübelzwang erzählen. Sie können Dir immerhin in puncto Medikamente weiterhelfen oder Dir eine psychiatrische Praxis empfehlen.
Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft.
Meike
Hallo Meike
nochmals Lea hier , möchte mich ganz Herzlich für deine Nachricht bedanken. So ein schritt fällt einem nicht immer sehr leicht. Aber du hast mir ein sehr gutes Gefühl übermittelt. Ich glaube an mich und an meine Beziehung. Versuche mich nicht ganz so Stark darauf zu Fokussieren und es klappt. Mal sind die Gedanken Schlimmer mal sind sie etwas weniger da. Ich halte an diese Positiven Situationen Fest und meine Freundin spürt es auch. Was ich nicht verstehe kommt sowas einfach von heut auf morgen ? Bei mir ist es so das ich es durch einen Schlimmen Traum bemerkt habe.. ( meine Freundin mich betrügt ) Es war auch geplant ende des Jahres zusammen zu ziehen , sollen wir das erstmal bis alle dinge etwas seinen weg gegangen sind sein lassen ? ich weis nicht was ich dazu denken soll, denn eigentlich ist es immer mein Wunsch schon gewesen nur besteht einfach diese Angst das wenn es soweit sein könnte , wir zusammen wohnen es vllt Eskaliert. Ich hab jetzt schon mehrere dinge Gelsen und mich schlau gemacht , dort schrieb ein Mann das er auch die selben Symptome oder besser gesagt das selbe fühlt wie bei dieser Krankheit hat. Das er sich nicht sicher ist ob es wirklich daher kommt oder er sie wirklich einfach nicht liebt. Sowas zu lesen macht mir Angst und bringt mich etwas ins Ungewisse.. hast du vllt eine Rat ? Ich meine es gibt sehr oft Momente wo ich verspüre das mein Herz sie liebt , ich hoffe du verstehst was ich meine ?
Und dann tauchen aber wieder diese Heftigen Gedanken Gänge auf wo ich alles an Zweifel.. Wäre sehr lieb wenn du mir nochmal Rückmeldung geben Könntest und auf meine Fragen eingehst.
Bin sehr froh dich gefunden zu haben. Es tut mir sehr gut!
Hallo Lea,
ich kenne Dich und Deine Situation nicht, deshalb möchte ich Dir nichts konkretes raten in Bezug auf das Zusammenziehen.
Mein Mann und ich haben, als das bei mir auftrat, den Fokus sofort auf das Gesundwerden gelegt. Meine Depression hatte erstmal höchste Priorität, alles andere kann warten. Rückblickend glaube ich, dass es so richtig war, aber das war MEIN Weg. Ich habe damals auch von Menschen gelesen, die genau das Gegenteil gemacht haben, und versucht haben, so normal wie möglich weiterzuleben. Was das richtige ist, muss jeder für sich herausfinden. Ich glaube nicht, dass es Dir weiterhilft, wenn andere Betroffene Dir raten, Du musst für Dich herausfinden, was hinter diesen Ängsten, den Albträumen und dem Grübelzwang steckt.
Daher auch die dringende Empfehlung einer Therapie. Geh das ruhig an, Du kannst aus meiner Sicht nur gewinnen.
Nochmal alles Gute.
Meike
Hallo, ich leide auch seit ein paar Monaten an rocd. Ich hatte in die letzten halben Jahr viel Stress. Eines Tages kamen diese Gedanken dazu, ich bin teilweise schweißgebadet und mit Angst aufgewacht, habe viel geweint etc. Durch Zufall bin ich auf die von dir erwähnten Seiten gestoßen. Diese Blog Einträge haben mit etwas halt gegeben und es fing an mir etwas besser zu gehen. Als es mir ein paar Wochen besser ging habe natürlich gleich angefangen zu denken ; ist es normal sind es vielleicht doch echte Gedanken gewesen, weil es mir besser geht usw. Ich habe mich dann eher mit den Gedanken beschäftigt ob ich meine Gefühle nicht unterdrücke und mich zwinge gut zu denken. Momentan gibt es gute und schlechte Tage bei mir
Ich suchte/suche auch nach einem Therapeuten, leider sind diese alle momentan voll sodass ich noch einige Zeit warten muss. Hast du eventuell paar kleine Tipps wie man bis dahin dieses leiden mindern kann. Oder andere Seiten die helfen könnten?
Kommentar gelöscht, wegen fortgesetzter Verwirrung.
Hallo Meike , ist es die Antwort auf meinen Text? Falls ja ergibt dieser keinen Sinn. Liebe Grüße
Ach herrje, da habe ich wohl etwas durcheinander gebracht. Entschuldige.
Ja, wirkliche Tipps habe ich leider nicht für Dich, in puncto Therapie suchst Du ja schon. Der Grübelzwang, den ich so zum ersten Mal erlebt habe, war auch für mich die Hölle. Nicht zu wissen, welche Gefühle real sind und welche nicht. Ich kann Dir das also gut nachfühlen.
Ich bin nach dem Beginn der Panikattacken und Ängste als erstes zu meiner Hausärztin gegangen. Die hat mir einige Namen und Telefonnummern gegeben (u.a. Berliner Krisendienst), mir außerdem Entspannungsübungen wie Progressive Muskelentspannung und Autogenes Training (bei mir hat AT besser geholfen als PME) und für absolute Notfälle ein paar abgezählte Tabletten Lorazepam. (Achtung: Das ist ein süchtigmachendes Benzodiazepin und sollte wirklich nur mit zeitlichem Abstand und in absoluten Krisensituationen genommen werden, weil sehr schnell eine Gewöhnung und damit Abhängigkeit eintritt.) Ich hatte viel Glück bezüglich der Therapie, denn die begann sehr schnell. Das autogene Training habe ich in den ganz akuten Phasen, in denen ich eh nicht arbeiten konnte, zwei- bis dreimal täglich gemacht.
Ich drücke Dir die Daumen, dass Du schnell Hilfe findest.
Guten Morgen zusammen,
ich leide das zweite Mal in meinem Leben an Zwangsgedanken meinem Partner gegenüber. Das erste Mal mit 18 und nun mit 34. Das es ZG sind, weiß ich aber erst seit Dez 18 – denn da ist mir bei googlen genau wie dir ein Stein vom Herzen gefallen. Seitdem geht es mir besser und ich bin auf einem guten Weg.
Ich möchte euch kurz schreiben, was mir geholfen hat:
1. Bücher über Zwangsgedanken (damit man einfach versteht was da passiert im Kopf)
2. Mehr Selbstfürsorge (ich hab angefangen was für mich zu tun: Stricken, häkeln …. aber auch Serien schauen und Sport). Als Fast-Vollzeit Arbeitnehmerin mit 2 kleinen Kindern habe ich mich vorher einfach aus den Augen verloren.
3. Wenn ein ZG kommt, dann identifiziert ihn und akzeptiert ihn. Ihr könnt ihn auch begrüßen bzw. ihm Hallo sagen. Fühlt bewusst dieses beschissene Angstgefühl, was da kommt. Und dann wendet ihr euch ganz strickt wieder dem zu, was ihr gerade gemacht habt bevor er kam.
4. Kein Googeln mehr, kein rückversichern mehr in Vergangene Situationen, wenn es euch schlecht geht. Das nährt den ZG (auch wenn es euch danach vermeintlich besser geht!)!
5. Nicht aufgeben! Innerhalb von 3 Monaten sind die ZG bei mir fast komplett dadurch verschwunden. Haltet das mal 2-3 Wochen durch, dann merkt ihr schon wie es besser wird.
Mir haben auch sehr Bücher wie „Jetzt“ von Eckhart Tolle geholfen. Es gibt über ZG auch YouTube Videos. Wir sind nicht unsere Gedanken! Werdet die Bewusstheit über eure Gedanken und Gefühle und glaubt nicht, dass ihr sie beeinflussen könnt. Die kommen und gehen. Beobachtet sie und gebt ihnen keinen bewussten Nährboden sich weiterzuspinnen und zum Drama zu werden.
Ich bin nun am Aufarbeiten meiner Vergangenheit, wo ein großer Aspekt der ist, dass ich keine unabdingbare Liebe von meinen Eltern empfangen habe und dort die Punkte Angst nicht geliebt zu werden und nicht genug zu sein herkommt. Ob es das aber ist, wieso ich diese ZG habe, das weiß ich noch nicht.
Ich hoffe das war in Ordnung Meike, dass ich etwas länger und ausführlicher geantwortet habe. Ich weiß noch wie ich auf der Suche war nach einem Handwerkszeug, dass es irgendwie besser wird und wenn ich nur einer von euch damit was Gutes tun kann, dann freue ich mich sehr!
Alles Liebe,
Sarah
Hallo zusammen,
Vielen Dank für diesen Artikel! Ich leide selbst seit einigen Monaten an rocd und hätte jedes Wort selbst schreiben können. Diese Hilflosigkeit und die Angst, seinen eigenen Gefühlen nicht mehr trauen zu können, sind so schmerzhaft und schwierig. Dein Artikel ist im Vergleich zu vielen anderen Infos, die man im Internet zu dem Thema findet, so authentisch und mutmachend. Auch meinem Freund hat er sehr geholfen, um zu verstehen, was in mir vorgeht. Mir selbst fällt es oft schwer, die richtigen Worte dafür zu finden, da ich immer die Angst habe, ihn damit schrecklich zu verletzen. Ich bin selbst seit einiger Zeit bei einer Verhaltenstherapie und es wird besser. Oft habe ich wieder Rückfälle, aber die Abstände werden größer!
Lasst euch nicht unterkriegen und haltet durch!
Alles Gute,
Theresa
Ein Forum für alle Betroffenen: https://www.psychic.de/forum/beziehungsaengste-bindungsaengste-f64/angst-den-partner-nicht-zu-lieben-teil-2-t66307-15800.html
Liebe Meike
Beim ersten Lesen denke ich „ja, die haben alles das Problem wie ich“ dann kommt der Gedanke „ich liebe ihn wahrscheinlich so sehr das ich hier einfach nur Angst hab ihn zu verlieren und verdrehe die Tatsachen“
Dann werde ich entspannter und freu mich auf ihn und die Zukunft.
Bis der Moment kommt, an dem ich denke „nur weil er Dir leid tut und du ihn nicht verletzten möchtest, redest du dir ein du hast ne Krankheit“
Und dann ist wieder Hopfen und Malz verloren :(
Ich hab einfach so Angst ihm weh zu tun ! Sonst nichts
Ich kenn das genau wie du sagst :( man will ihm einfach nicht weh tun weil er einem so leid tut :(
Liebe Menschen mit Angst vor den eigenen Gedanken,
ich bin Verhaltenstherapeutin und möchte 2,3 Tipps hinterlassen:
Das m.W. beste Selbsthilfebuch zu Zwangsgedanken ist „Der Kobold im Kopf: Die Zähmung der Zwangsgedanken“ von Lee Baer, erschienen im Hogrefe-Verlag.
Und bitte keine Scham zumindest vor Therapeut*Innen. Wir verstehen und können helfen. Wenn Ihr Euch nicht verstanden fühlt (Zwang wird leider oft fehldiagnostiziert), sprecht das an, berichtet immer wieder von der ANGST vor dem Gedanken und dass er sich gegen Euren Willen aufdrängt, zur Not (falls ihr auf den Inhalt der ZG hin behandelt werdet, also so als hättet Ihr ein Liebes- und nicht ein Angstproblem) wechselt die Therapeut*In, aber gebt nicht auf. ZG sind behandelbar (mit sogenannter Exposition, am besten Ihr fragt nach dem Verfahren).
Viel Erfolg!
Wenn man wenigstens wüsste ob es wirklich eine Krankheit ist :(
Ich hab einfach das Gefühl es ist die Wahrheit :(
Das ist das Schlimmste, nicht zu wissen, was echt ist. Die ständige Angst, dass man sich selber nur einredet, eine Krankheit zu haben. Manchmal denke ich sogar darüber nach, ob das was ich meiner Therapeutin erzähle wirklich so ist, oder ob ich es so drehe, dass sie Zwangsgedanken diagnostizieren muss…Wie krank ist es, sich selber nicht zu trauen…