Innere Ruhe mit Frau Meike

Das Wochenende war großartig und eigenartig.
Ich habe in den letzten Tagen unruhig geschlafen, zu wenig getrunken und bin kaum zum Essen gekommen, so sehr hielt mich die Diskussion im Griff.
Da war die Ehrfurcht vor der Wucht der Reaktionen, da war ein großer Respekt vor der ungeheuren Aufmerksamkeit, die mein erster Artikel erfahren hat, gleichzeitig der verzweifelte Wunsch, mich verständlich zu machen, auch Angst vor einem Shitstorm, das will ich nicht verhehlen, da war viel Wut über diejenigen Stimmen, denen es nicht an Intelligenz, wohl aber an jeder Form von gesundem Menschenverstand mangelte.

Das alles war eine unglaubliche und vor allem eine neue Erfahrung für mich. Ich habe so viel gelernt wie vielleicht in meinem ganzen bisherigen Leben nicht — über Menschen, über die Macht der Worte, über Respekt, über Klugheit, über Dummheit. Ich habe gemerkt, dass ich von heute an bis zum Ende meines Lebens jeden Tag einen 8-Meter-Artikel schreiben und über jeden einzelnen 8 Wochen diskutieren könnte, so vielfältig und diffizil ist das Thema.
Aber – ach! – meine Zeit und vor allem meine Kraft sind nicht unbegrenzt, weshalb ich einfach ein paar Gänge runterschalten muss und nicht mehr auf jeden Kommentar eingehen und bei jeder Diskussion mitmachen kann. Dafür bitte ich um Verständnis.

Sind auch Sie gestresst? Überanstrengt? Stehen Sie unter Strom?
Zum Beispiel weil der Beruf Ihnen alles abverlangt, weil die Kinder Ihnen keine ruhige Minute lassen oder Ihnen die Hälfte des deutschsprachigen Internets Genitalherpes wünscht?
Dann lehnen Sie sich jetzt zurück, legen Sie sich eine Musik auf, die Ihnen ein Loslassen erleichtert, und schauen Sie.

Die Einnahme von 5 oder 13 Schnäpsen hat im Übrigen dieselbe Wirkung.

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11 Kommentare

    • Nein, digital. Einige mit iPhone 4, andere mit einer Canon EOS 550d.
      Ach so, und natürlich 87kg Filterschlagsahne, vermittels Instagram, Camera+, Photoshop.

  1. Liebe Meike,

    ich habe die ganze Diskussion hier – und auch die Kommentare – mit großem Interesse verfolgt.
    Ich war positiv überrascht, eher durch Zufall über deine klugen und wohlformulierten Blogbeiträge gestolpert zu sein. Und die Diskussion in den Kommentaren (bzw. bei denen, die freigeschaltet wurden *g*) fand ich ungewöhnlich gesittet.
    Deswegen habe ich mich mal aufgerafft, hier positives Feedback zu geben.

    Es gibt verschiedene Arten, mit anderen Menschen umzugehen. Bei mir z.B. bekommt jeder einen Vorschuss an Vertrauen und Respekt, den es erstmal zu verspielen gilt.
    Es gibt Menschen, die haben das tatsächlich schon geschafft. Das ist dann schon enttäuschend.
    Missverständnisse gibt es wesentlich öfter, als man denkt, und dann sollte IMHO erstmal Hanlon’s Razor zum Einsatz kommen.
    Zur Klärung von Missverständnissen halte ich Political Correctness übrigens für wenig hilfreich. Ich finde, man sollte lieber freundlich und ehrlich sein als höflich.

    Das die Sache mit dem Brüderle so hochgekocht ist, hat mich schwer verwundert.
    Ich denke, nachts an der Bar mit reichlich Alkohol war der in seinem Geiste einfach nur im falschen Film. Vielleicht in einem aus den Sechzigern, wo ein Handkuss als Geste des Respekts galt. Wobei man – korrekt ausgeführt – mit den Lippen nicht die Hand berührt, außer man ist besoffen. *g*

    Nachts an einer Theke habe ich schon Frauen erlebt, die mein “Nein” offenbar auf ihren Spamfilter gesetzt hatten..

    Man muss doch nicht ohne Not alles auf die Goldwaage legen.
    Was ist das für ein Mem “Sexismus”?
    Hatte ich noch nie drüber nachgedacht.
    Deswegen ein Danke von mir für Deine Zusammenfassung :o)

    Liebe Grüße,
    waldbaer
    Mit freudlicher Unterstützung von Vodka-Lemon

    P.S. – Was es so für Leute alles gibt, und Diskussionskultur..
    Ich bin neulich über Folgendes gestolpert. Vielleicht interessiert Dich das ja:
    http://www.omnisophie.com/day_183.html
    Ob man es sich wirklich so einfach machen kann, ist eine (unendliche) Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll. ;o)

    P.P.S. Falls Du diesen Kommentar nicht freischalten möchtest, um die Diskussion zu einem Ende kommen zu lassen, so soll mir das recht sein.

  2. Ja. So hatte ich Sie auch in den Kommentaren wahrgenommen. Bedacht, Ihre Sache auf den Punkt zu bringen. Darauf aus, eine klare Sprache zu sprechen ohne übergroße Pauschalisierungen und Verallgemeingerungen. Dennoch suchend nach dem gebührenden Respekt dem anders denkenden Leser gegenüber. Enerviert, wenn als Antworten von doch eigentlich schlauen Menschen eher ideologisch geprägte Phasen kamen. Sehr engagiert. Das muß viel Kraft gekostet haben.

    Eine Beobachtung, die mir gerade eben beim Aufstehen kam: hatten Sie nicht einmal einen Blog-Artikel hier, in dem Sie schrieben, daß Sie “schwarz-weiß” geprägt sind? Daß es bei Ihnen wenig außer großer Zustimmung oder eben so großer Ablehnung gibt? Daß Sie sich sehr schnell entscheiden, ob Sie eine Position gut oder grottenschlecht finden?

    Also mit ganz schön viel Verlaub: Die beiden Lämmer-Artikel waren doch ganz und gar das Gegenteil davon! Ich habe noch selten eine so sorgsam aufgebaute, differenzierte Meinungsäußerung gelesen. Und das beschränke ich jetzt nicht mal auf das behandelte Thema.

    Frau Meike, sind Sie’s noch? Müssen wir uns Sorgen machen?

    Gruß,
    M. Emmert

    • Och, das geht doch:
      Die Extrempositionen sind schwarz (wie fast immer) und das Weiß ist irgendwo dazwischen. ;o)

      LG
      waldbaer

  3. Die Bilder nehme ich mit. Bügel sie mir ins Hirn und versuche sie mir über den Tag nicht abknibbeln zu lassen.

    Danke. <3

  4. ..vielen Dank für die Fotos, deine Gedanken und die Form, in die du sie bringst.

    Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, über deinen Blog gestolpert zu sein.

    :hug:

  5. Der wirkliche Apfel
    .
    Ein Mann der Feder, berühmt und bekannt
    als strenger Realist,
    beschloß, einen einfachen Gegenstand
    zu beschreiben, so wie er ist:
    Einen Apfel zum Beispiel, zwei Groschen wert,
    mit allem, was dazu gehört.
    .
    Er beschrieb die Form, die Farbe, den Duft,
    den Geschmack, das Gehäuse, den Stil,
    den Zweig, den Baum, die Landschaft, die Luft,
    das Gesetz, nach dem er vom Baume fiel…
    .
    Doch das war nicht der wirkliche Apfel, nicht wahr?
    Denn zu diesem gehörte das Wetter, das Jahr,
    die Sonne, der Mond und die Sterne…
    .
    Ein paar tausend Seiten beschrieb er zwar,
    doch das Ende lag in weiter Ferne;
    denn schließlich gehörte er selber dazu,
    der all dies beschrieb, und der Markt und das Geld
    und Adam und Eva und ich und du
    und Gott und die Welt…
    .
    Und endlich erkannte der Federmann,
    daß man nie einen Apfel beschreiben kann.
    Von da an ließ er es bleiben,
    die Wirklichkeit zu beschreiben.
    Er begnügte sich indessen
    damit, den Apfel zu essen.
    .
    [Michael Ende]

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